17. Tag auf See

Das Leben an Bord der „Maverick too“ bleibt holperig. Der Wind hat zwar ein bisschen nachgelassen, doch die Wellen sind immernoch um fünf Meter hoch und bescheren uns schnelle Surfgänge von den Bergen hinunter in die Täler. Das ganze Schiff zittert und knattert dann. Das Etmal sieht entsprechend aus, wieder 142 Seemeilen geschafft. Wir hätten auch mehr Meilen laufen können, doch ich versuche immer wieder die „Maverick“ am Surfen zu hindern, damit sie nicht mal irgendwann aus dem Ruder läuft und quer zur Welle gerät. Heute Mittag ist das trotzdem passiert. Die Steuerleinen der Windsteueranlage waren wohl zu schlaff. Ich habe neue Leinen eingezogen, die noch relativ viel Reck haben. Plötzlich ist die Bewegung anders, das Schiff schaukelt von rechts nach links. „Wir sind aus dem Ruder gelaufen“, sagt ich, springe zum Luk, da knallt es auch schon und das ganze Seitendeck an Backbord ist bis zu den Fenstern unter Wasser. Wir stehen noch am Kartentisch, staunen, da kommt die nächste Welle. Mit einem gewaltigen Knall trifft sie den Bug. Als hätten wir einen festen Gegenstand gerammt. Wir sind richtig zusammengezuckt. Schnell raus an Deck, das Schiff auf Kurs bringen. „Cati guck du nach der Bilge, kommt Wasser?“ – „Nöö, alles wie immer.“ Gut. Würde mich aber wundern, wenn der Knall keine Schäden hinterlassen hätte. Und tatsächlich, im Vorschiff finde ich Spuren des Aufschlags: Zwischen Rumpf und Seitendeck sind Dreieck-Holzleisten an den Rumpf geklebt, die eine Wandverkleidung zwischen Deck und Wand tregen. Offenbar hat uns die Welle also auf Höhe der Vorschiffskoje so hart gegen den Rumpf getroffen, dass er gefedert hat und dieses Holzdreieck abgerissen ist. Wahnsinn. Was für eine Kraft da gewirkt hat. Ansonsten habe ich keine weiteren Schäden gefunden, ist aber gut möglich, dass das Winkellaminat daneben am Schott auch abgerissen ist. Das soll uns aber noch nicht jucken, denn es ist kein tragendes Schott, sondern nur ein Raumteiler. An Deck sind keine Spuren des Aufpralls zu sehen. Gegen Nachmittag erfahre ich per Kurzwelle von Herbert, der 400 Meilen vor uns segelt, dass er eine ähnliche See erlebt und zudem mit Seegras zu kämpfen hat, das sich um seine Windsteueranlage wickelt. Wir durchsegeln ebenfalls riesige Seegrasfelder, aber unsere kräftige Monitor schüttelt das Gras einfach wieder ab. Das Gespräch bricht immer wieder ab. Irgendwann finde ich endlich den Fehler, der mir schon seit Wochen die Kommunikation schwer macht: Das Kabel zwischen Funkgerät und Tuner scheint an einer Stelle beschädigt zu sein. Wenn ich es in eine bestimmte Richtung knicke, ist der Empfang um Welten besser. Das muss ich in der Karibik dann wohl mal tauschen. Es sei denn, wir kommen vorher noch an einem Mediamarkt vorbei … Viele Grüße! Johannes