28. Tag auf See

Die letzte Nacht zählt wohl zu den lausigsten aller Zeiten. Alle halbe Stunde lief das Schiff im Surf von den Wellenbergen aus dem Ruder und das Großsegel stand back. Entweder hatte sich wieder Seegras in der Windsteueranlage verfangen oder die schnellen Rauschefahrten waren einfach zu viel für die Anlage. Jedenfalls habe ich kaum Schlaf gefunden. Heute Nacht nur eine halbe Stunde, heute Morgen eine. Mit den paar Stunden der letzten Tage habe ich also ein ordentliches Schlafdefizit aufgebaut. Wenn wir dafür wenigstens schnell vorangekommen wären … Obwohl wir locker mehr als sieben Knoten durchs Wasser gefahren sind, standen aber nur 3,5 bis 4 Knoten über Grund auf dem GPS. Ziemlich ermüdent. Offenbar bildet die Äquatorialströmung hier zwischen Barbados und Tobago eine Art Strudel und wir hatten drei Knoten Gegenströmung. Anders kann ich mir das nicht erklären. Die Pilot-Charts habe ich leider zu Hause gelassen, waren zu sperrig. Trotz der schlaflosen Nacht und vielen Arbeit an Schiff und Segeln sind wir also nur mäßig vorangekommen und hatten uns schon damit abgefunden, erst am Donnerstag auf Grenada anzukommen. Aber das ist plötzlich alles vergessen, denn seit heute Morgen rennt „Maverick“ wie auf Schienen dem Ziel entgegen. Was für ein Geschenk! Die mitlaufende Welle produziert ein gleichmäßiges Surren, wie wir es lieben. Das entsteht nämlich erst ab sechs Knoten Fahrt 🙂 6,5 Knoten machen wir im Durchschnitt – und das GPS rechnet nun mit einer Ankunft zwischen 16 oder 17 Uhr Ortszeit. Fantastisch! Die Einfahrt in die Bucht ist nämlich ein wenig tricky und bei Nacht wäre es ein wenig umständlich geworden. An Bord herrscht eine Bombenstimmung, Euphorie macht sich breit. Cati steht am Ruder in der Sonne, singt aus voller Kehle ihr ganzes Repartoire und ich konnte eben ein bisschen die Beine lang machen. Jetzt habe ich mir sogar einen Kaffee gekocht, dazu bin ich in den vergangenen Tagen ja mal so gar nicht gekommen. 46 Seemeilen liegen noch vor uns. Deshalb wird es die nächste Meldung wohl wieder übers Internet geben. Dann können wir auch ein paar Fotos hochladen. Bis dahin senden wir euch ein letztes Mal viele Grüße vom Atlantik, 12 Grad 02 Min Nord und 060 Grad 55 Min West. Vielen Dank an alle Leser, die meine Logbucheinträge hier verfolgt haben. Wir sind sehr gespannt auf alle Kommentare und Gästebucheinträge, die sich in der Zwischenzeit auf der Seite gesammelt haben. Wir hatten ja nur eine einfache Mailverbindung für die Logbucheinträge, aber keinen Zugriff aufs Internet … Johannes