Durch Wasser und Wälder …

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Liebe Leser,

wer unseren Tracker bei Marinetraffic verfolgt, hat schon gesehen: Wir haben unser übliches Revier in den Bahamas verlassen und uns nach Norden bewegt. Von Nassau aus sind wir zunächst nach West Palm Beach in Florida gesegelt, um dort einzuklarieren. Doch nach einer Nacht schon haben wir wieder die Segel gesetzt und direkt in den Golfstrom hinein gesteuert, der und die halbe Eastcoast der USA hinauf nach Beaufort in North Carolina getragen hat. Das Wetter war wiedermal typisch für die Hurrikansaison: Sehr flau und leichtwindig, immer wieder unterbrochen von heftigen Gewitterstürmen. Nach 4 Tagen auf See haben wir deshalb Beaufort angesteuert und sind in die Outer Banks eingefahren.

Eine Binnenroute, eigentlich. Eigentlich aber auch nur bedingt, denn der große „See“ zwischen Beaufort und Cape Hatteras misst gut 80 Seemeilen bei 30 Meilen Breite. Doch die Wellen sind weniger konfus als draußen vor dem Cape Hatteras, an dem Golfstrom (von Südwesten kommend) und Labradorstrom (von Norden kommend) aufeinandertreffen. Wenn dann auch noch ein Gewitter mitspielt (und das passiert gerade eigentlich jede Nacht …), dann kann es dort durch zwei verschiedene Stromrichtungen und womöglich eine dritte Komponente (Wind) ziemlich ungemütlich werden.

Die Binnentour hat also den Vorteil, dass man ab und zu mal nachts irgendwo in einem Creek Schutz finden könnte … Aber sie hat auch einen Nachteil für uns: Feste Brücken, die die einzelnen Inseln, Halbinseln und die Outer Banks mit dem Festland verbinden.  Die „Fixed Bridges“ in den USA haben alle eine Höhe von 65 Fuß (19,5 Meter). Unser Mast ist 64,5 Fuß (19,35 Meter) hoch. Plus die beiden UKW-Antennen (etwa 3 Fuß / 0,90 Meter). Das heißt: Die Brücken sind irre knapp. Meist versuchen wir, wo es geht, die Brücken bei Niedrigwasser zu passieren, um noch ein bisschen mehr Luft zu haben. Doch während Niedrigwasser in Beaufort noch mehr als einen halben Meter mehr Höhe bedeutet, ist der Gezeitenunterschied weiter im Binnenland kaum noch zu merken. Vor allem nicht im Dismal Swamp Kanal, der Elizabeth City und den Albemarle Sound mit Norfolk und der Chesapeake Bay verbindet. Er ist einer der ältesten noch befahrbaren Kanäle der USA und führt mitten durch die Wildnis. Auf beiden Seiten sitzt eine Schleuse. Deshalb ist der Wasserstand immer vom Regen und Sonne abhängig. Wenn es lange nicht regnet und die Sonne scheint, verdunstet Wasser und die Brücke hat mehr lichte Höhe.

Die Fahrt über Elizabeth City hat uns die Möglichkeit gegeben, nochmal bei unseren Freunden in Lambs Marina vorbeizuschauen, wo wir im Jahr 2015 ja fast 4 Monate gelegen haben. Es war herrlich, sie alle mal wiederzusehen. Aber lange sind wir dort nicht verweilt. Wir wollten Meilen machen. Weiter durch den wunderbaren Dismal Swamp nach Norfolk und dann die Chesapeake hinauf nach Deltaville. Gut 1.000 Seemeilen haben wir in den vergangenen zwei Wochen geloggt. Alle weiteren Geschichten erzählt die Bildergalerie am Ende dieses Posts … Viel Spaß dabei!

Seit vergangenem Montag stehen wir nun an Land und haben mit den ersten Arbeiten am Boot begonnen. Die Liste ist lang, denn nach einem weitern Winter in den Bahamas wollen wir im Mai 2019 mal wieder die Segel zu einem langen Schlag setzen und über die Azoren nach Portugal und dann weiter nach Schottland segeln. Wer uns ein Stück begleiten möchte, kann den Törnplan hier finden.

Für unseren Katamaran wird es die vierte Atlantiküberquerung. Die zweite bereits auf der Nordroute. Aber obwohl das Schiff hochseeerfahren ist und wir mittlerweile auch schon gut 10.000 Seemeilen damit gesegelt sind, gibt es vor der langen Reise noch einiges zu überarbeiten und zu ergänzen.

Dafür eignet sich die Sommerpause zur Hurrikansaison natürlich hervorragend. Und das Schiff hat sich im letzten Winter wunderbar gemacht. Es gibt keine größeren Reparaturen, eigentlich nur Wartungsarbeiten und Ergänzungen. Neue Ruderlager beispielsweise, neue Steuerseile, neue Motorlager und neue Matratzen in den Kabinen. Einen neuen Satz Segel (Rolly Tasker) haben wir bereits im vergangenen Herbst bestellt.

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„Maverick XL“ an Land in Deltaville.

Die Energiebilanz des Schiffes sieht auf längeren Strecken aber noch nicht wirklich gut aus. Die drei 105-Watt-Solarpaneele reichen zwar aus, um Kühlschrank, Autopilot und Bordelektrik zu versorgen … jetzt an Land sogar zusätzlich für die Tiefkühltruhe. Aber wenn wir mehrere Tage auf See sind, das Radar und die Posis zuschalten und alle paar Tage den Watermaker nutzen, dann müssen wir alle zwei Tage die Maschine zum Laden nutzen. Noch eher, wenn tagsüber dicke Wolken über dem Himmel stehen. Deshalb wollen wir diesen Sommer noch zwei zusätzliche Solarpaneele und einen Windgenerator installieren.

Doch so richtig rund wird es hier im Boatyard vermutlich erst im September beginnen. Erstmal fliegen wir für den Sommer nach Deutschland, um die Familie zu sehen und ein wenig Geld zu verdienen. Den Juni über kehre ich als Sommeraushilfe zurück an meinen alten Schreibtisch in der YACHT-Redaktion, während Cati in derselben Zeit als Aushilfe im Empfang arbeitet. Wir werden uns zwar wahrscheinlich ständig an der Kaffeemaschine treffen … Irgendwie witzig, dass wir nun sogar im Sommer zusammen im gleichen Haus arbeiten. Aber nachdem wir nun seit fast vier Jahren üblicherweise nie länger als ein paar Stunden voneinander getrennt waren, wäre es auch komisch, wenn nicht … 😉

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Verabschiedung von unseren Freunden in den Bahamas.

Den August und September haben wir dann nur ein paar Termine und Verpflichtungen. Ich werde zum Beispiel mit meinem Vater mit seinem Boot ein paar Tage auf der Müritz segeln gehen und freue mich schon sehr darauf. Denn dort hat für uns die Fahrtensegelei ja vor vielen Jahren mal begonnen.

Aufgrund der Nachfragen haben wir übrigens oben rechts im Menü den neuen Punkt „Vorträge“ eingebaut. Das Buch Zu zweit auf See: Auf Schlingerkurs ins Segelabenteuer ist ja vor nicht allzulanger Zeit erschienen und der kommende Winter wird lang. Wir werden ab dem 10. Januar für etwa 3,5 Wochen in Deutschland und auf der Messe „Boot“ in Düsseldorf sein. Wer uns also für einen Vortrag in seinen Segelverein einladen möchte – bitte melden! 🙂

Ansonsten versuchen wir hier auf unserer Seite in Zukunft öfters mal wieder was zu posten. In den letzten zwei Jahren haben wir ja immer nur dieselbe Runde in den Exumas gedreht und es gab nicht viel zu berichten. Aber wenn wir uns ab dem Mai 2019 wieder „vorwärts bewegen“, wird es wieder mehr zu berichten geben. Außerdem haben wir noch zwei Videos parat, die nur noch geschnitten und vertont werden wollen. Im August wahrscheinlich. Seid gespannt!

Viele Grüße aus Virginia,

Johannes und Cati