Überlebenstraining und „Postcard from Skagen“


Liebe Leser,

der Winter ist da. Auch wenn es dieses Jahr ganz sicher nicht mehr schneien wird, denn ich habe vor einigen Tagen meine Winterreifen aufgezogen. Immer, wenn ich die drauf habe, gibt es keinen Schnee mehr. Jahrelang getestet.

Da der Schnee also weg bleibt, habe ich auf den Ratschlag von einigen Seglern am vergangenen Wochenende an einem See-Überlebenstraining der Kreuzer-Abteilung teilgenommen. Und ich muss sagen: Ich bin hellauf begeistert! In zwei Tagen haben wir im „Ausbildungszentrum Schiffssicherung der Marine“ in Neustadt (Holstein) alle möglichen Szenarien durchgespielt, die während des Segelns an Bord auftreten könnten.

Gleich am ersten Tag (Freitag) nach der Anreise gegen Mittag wurden wir in eine den Originalen identische Schiffssektion gesteckt, in der nach und nach durch einige Lecke das Wasser sprudelte und wir uns mit Bordmitteln, Matten, Brettern, Pflöcken daran machen mussten, die Lecke soweit dicht zu bekommen, dass die Pumpen dagegen ankommen. Bei einem Stahlschiff ließ sich mir eingeschlagenen Pflöcken schon eine ganze Menge machen, was bei vergleichsweise weicheren GFK-Schiffen nicht so einfach ist: „Es gibt ja Yachtbauer, da geben Sie drei Müllermilch-Becher ab und bekommen von denen ne‘ 40-Fuß-Yacht gegossen…“

Nach einem kurzen Theorie-Teil ging es dann in Feuerschutzbekleidung an das Löschen einiger Großfeuer. Sicher wird so ein großes Feuer an Bord nie auftreten, es sei denn das ganze Schiff steht in Flammen, aber so wurde den Teilnehmern die Angst genommen, sich überhaupt an ein Feuer anzunähern. Nach dem Löschen allerlei Brände mit allen Arten von Feuerlöschern (die uns auch nochmal die Bordmittel überdenken ließen – mit einem 2 KG-Löscher bekommt man praktisch nur einen Aschenbecher aus…) war der Tag vorbei, klang zusammen im Offiziersheim aus, bevor wir dann gegen Mitternacht zurück in die originalen Bundeswehr-Mannschaftsunterkünfte der Hotelklasse „Jugendherberge 1956“ schlenderten.

Am nächsten Morgen trafen wir uns alle um Punkt 7.15 Uhr zum Frühstück im Offiziersheim, bevor es nach einer kurzen Theorie über Rettungsmittel, Inseln und wie wichtig ein Schrittgurt an einer Weste ist, endlich ins Wellenbad. Trockenen Fußes bestiegen wir die Inseln und wurden im Wellenbad ganz ordentlich durchgeschüttelt. Neue Erkenntnis: Die Bewegungen, selbst in der Brandung, waren nicht das schlimmste – sondern der Penetrante Gummi-Gestank und die fehlende Atemluft in der geschlossenen Insel waren es, die manche ein wenig Blass werden ließen. Der Ausstieg erfolgte per Netz an der Insel eine 4 Meter hohe Bordwand hinauf, bevor wir von dort die 4 Meter wieder hinunter springen mussten und während des Falls die gestellte Bundeswehr-Weste auslösten. Pffffffffft….. Und schon schwammen wir im Formationsflug durch das Wellenbecken, alle mit Spraycap und bequem in den 2 Schrittgurten der Weste hängend. Soweit – so gut. Das aus dem Wasser in die Insel steigen bereitete einigen großen Probleme – vor allem mit der ausgelösten Weste – aber mit Schieben und Schubsen kamen wir alle an Bord.

Nach diesen ersten Übungen mit Bundeswehr-Westen (die ich sofort kaufen würde, die sind wirklich gut!) wiederholten wir das ganze nun mit eigenem Ölzeug, Stiefeln und eigener Weste.

Meine Erfahrungen dazu:
Erstmal bin ich was das optische angeht, mit meinem 3 Jahre altem Ölzeug längst nicht mehr „up-to-date“ – was es heute alles an stylischen Farben und Schnitten gibt – da fühlt man sich doch total under-dressed. Auch was die Westen angeht. Zwischen einem winzigen Modell aus den 70er Jahren, die praktisch überhaupt keinen Auftrieb bietet, und den neuen Secumar 3D-Westen, die nicht nur sehr stylisch, ziemlich teuer, aber wirklich gut sind, war eigentlich alles vorhanden. Meine 4 Jahre alte 270er Weste löste zwar (zu meinem Erstaunen, da nicht gewartet…) sofort aus, drehte mich nach etwa 4 sek in die Rückenlage und hielt mich gut über Wasser, aber es gab auch einige kleine Überraschungen: Das Blinklicht war z.B. kaputt, der Batteriekasten aufgequollen (offenbar die Batterie darin ausgelaufen). Vor allem lernte ich jedoch, dass die Weste zwar beim Überbord-Fallen und geborgen werden eine gute Hilfe ist, wenn man nicht lange im Wasser schwimmt – aber sollte man länger in der Weste hängen rutscht man zumindest bei meiner Figur und trotz extrem fest gezogener Weste (würde ich sonst nie so fest tragen…) über Kurz oder lang nach unten. Nach 15 Minuten im Wasser wurde das Hängen in der Weste langsam ziemlich anstrengend, weil mein Körper nach unten durchrutschen wollte und der Kopf die meiste Last aufnahm. Ein oder besser zwei Schrittgurte sind also wirklich unverzichtbar, das habe ich jetzt gelernt.

Zum Schluss haben wir noch alle Arten von Seenotmitteln verschossen. Kleine Signalgerät, große Fallschirmraketen, … war sehr interessant, das alles mal ausgelöst zu haben.

Abschließend kann ich also nur jedem Segler, egal ob Skipper, Crew, Hochsee- oder Küstensegler empfehlen, diesen Kurs einmal mitzumachen. Man lernt wirklich eine ganze Menge entscheidender Dinge, da der Kurs von sehr, sehr erfahrenem Personal und toll organisiert abgehalten wird. Auch ist der Kurs, gemessen an den Ausgaben (was allein schon die Schwimmwesten-Patronen, die Wartung der ausgelösten Inseln, die Signalraketen, … kosten!) auch gar nicht so teuer. Für Mitglieder der Kreuzer-Abteilung sogar noch um einiges günstiger. Informationen darüber finden Sie hier.
Einige Fotos von diesem Training der KA finden Sie auf der Website von Sönke Roever und außerdem unter diesem Link bei Youtube.com
Seitdem hat sich dort offenbar nichts verändert…

Eine weitere Neuigkeit ist die, dass nun in den nächsten Tagen, rechtzeitig zu Weihnachten, die CD „Postcard from Skagen“ herauskommt. Die Musik stammt von Jochen Lueg, dem Macher hinter „Yacht-TV“ und dem Tonmann meiner DVD. Immer wieder bekam ich im letzten halben Jahr Emails und Anfragen, woher die tolle Musik auf meiner DVD stammt und ob man davon auch einen Soundtrack bekommen könnte. Auf dieser CD sind nun alle Songs drauf – kaufen Sie die! 🙂

Ansonsten bleibt mir nur, Ihnen und Ihrer Familie eine schöne Vorweihnachtszeit zu wünschen! Ich melde mich aber nochmal vor Weihnachten…

Johannes