Dritter Tag auf See – Fliegen und Flaute

Liebe Leser,

seit gestern Mittag sind wir ein Etmal von 92 Meilen gelaufen, was recht
brauchbar ist, angesichts der Tatsache, dass der Wind in den letzten 24
Stunden mehr als flau war und uns nun seit etwa 10 Minuten ganz
verlassen hat. Auf dem GPS stehen noch 85 Meilen bis New York und wir
können hoffen, dass wir morgen kurz nach Mittag Bordzeit an der
Freiheitsstatue vorbei segeln.

Gestern Mittag drehte der Wind in laufe meiner Wache auf Nord – das
hieß für uns kreuzen. Ein Schlag brachte uns dicht unter Land, man
konnte den Strand klar sehen. Gegen Nachmittag drehte er dann immer
weiter auf Süd. Die letzte Nacht war dann ruhig, bis auf das Passieren
des Verkehrstrennungsgebiets an der Delaware Bay, wo einige Tanker auf
Reede lagen und andere auf dem Weg in die Bucht. Slalomsegeln hieß das
für uns. Unter Butterfly – ausgebaumter Genua und Groß gar nicht so
einfach.

Die letzten Stunden der Nachtwache gehörten mir. Um 7 Uhr starteten wir
mit Kaffee und Pancakes (!) in den Tag. Gestern gab es Kaffee, scrambled
Eggs und Bacon. Ganz schön dekadent 😉

Ansonsten scheinen wir uns langsam wieder an das Seesegeln zu gewöhnen.
Die Seebeine kommen wieder und Seekrank war auch noch keiner. Auch das
Wasser wird, je weiter uns die Schläge hinaus auf den Atlantik bringen,
immer blauer. Funkelt in Farben, die man nirgendwo anders in solch einer
Intensität sehen kann. Morgens einen Sonnenaufgang auf See zu erleben,
wenn die Sonne sich langsam aus dem blauen erhebt, den Tag erhellt und
erwärmt und die weite des Meeres erstmal richtig bewusst macht, gehört
wohl zu den faszinierendsten Dingen, die man im Leben erleben kann.

Einzig nervig an Bord sind hier eine großfamilie von Fliegen, die wir
mitsamt einiger Stechmücken mit auf den Weg nach New York genommen
haben. Die Moskitos in Deltaville waren sehr stechfreudig, ich habe nur
an meinen Füßen 77 Mückenstiche gezählt. Alles in allem etwa 120. Auf
dem Rücken kann ich so schlecht zählen. Eine Salbe mit dem
vielversprechenden Namen „Anti-Itch-Cream“ aus dem amerikanischen
Supermarkt hat ein wenig Abhilfe vor dem Jucken gebracht. – Was mich
erstaunte, denn die Salbe ist laut Aufdruck nicht nur speziell für
Mückenstiche gedacht, sondern eigentlich für ALLES, was jucken kann.

Die Stechmücken haben bereits die ersten zwei Tage nicht überlebt. Sie
standen auf der Schwarzen Liste ganz oben – während der Nachtwache hatte
man ja Zeit, sich ihrer zu entledigen. Aber jetzt werden auch die
Fliegen immer nerviger, setzen sich auf Arme und Beine und beißen zu.
Ja, tatsächlich, es scheint sich um spezielle Vampir-Fliegen zu handeln.
Egi ist gerade mit einer Fliegenklatsche im Cockpit auf Jagd. Eine
Riesensauerei – die Viecher sind vollgesogen mit Blut und machen dicke
Flecken 😉

Genug von den Fliegen.

Wir melden uns beim nächsten Update nicht mehr wie heute per Iridium,
sondern dann hoffentlich schon aus New York!

Johannes

Aus dem Nebel taucht Atlantik-City auf


Butterfly nach Norden

Die Monitor-Windsteueranlage macht ihren Job gut!

Schwacher Wind – aber es geht voran!

Navigation entlang der Küste

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