Mustique – „fremde Erinnerungen“

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Liebe Leser,

wir wünschen euch allen einen schönen letzten Osterfeiertag!

Nach zwei Nächten in den Tobago Cays haben wir am Karfreitag hinüber nach Mustique verholt. Die Strecke nach Norden führt uns ja nun erstmal gegen den Nordostpassat und seine Wellen, was viel Zeit und Kraft kostet. Außerdem haben wir irgendwo auf dem Vordeck ein kleines Leck, wahrscheinlich am Ankerkasten, wodurch wir wieder einmal bei Amwindkursen etwas Wasser schaufeln. Nach der Etappe von Grenada nach Union Island musste mein Kojenpolster aus dem Vorschiff sogar erstmal zwei Tage in der Sonne liegen. Catis hat witzigerweise nichts abbekommen.

Die Tage in den Tobago Cays waren toll. Wir sind viel geschnorchelt und haben eine Menge Tiere gesehen. Aber dann juckte es uns doch beiden in den Fingern, weiterzufahren.

Die 20 Meilen nach Mustique haben wir trotz Gegenwind in nur viereinhalb Stunden hinter uns gebracht und liegen nun in der Britannia Bay an einer Muring. Ankern ist hier nicht erlaubt, jede Yacht muss an eine Tonne. Was aber eigentlich nicht schlecht ist, denn hier liegen viele Korallenklötze auf dem Sandgrund, die durch die Anker beschädigt werden könnten. Als ich das letzten Mal hier war, im März 2006, wusste ich nicht, dass ein Muringplatz Pflicht ist. Also habe ich einfach meinen Anker in ein Sandfeld geworfen. Der Muringvermieter kam mit dem Schlauchboot vorbei, hat mich angeschaut und wohl Mitleid bekommen, also durfte ich Ankern. Heute werden pro Nacht 200 EC-Dollar (also etwa 75 Euro) fällig. Unheimlich viel Geld für eine Nacht. Ist die Summe bezahlt, kann man allerdings noch zwei weitere Nächte gratis bleiben. Die Betreiber des Muringfelds hätten also auch schreiben können „drei Nächte Minimum“ …

Grund für die saftige Summe: Mustique ist eine Privatinsel. Neben den 500 festen Einwohnern und ihren Hütten ist die Insel überzogen von Privatvillen. Viele können gemietet werden (HIER ein Preisüberblick), andere gehören Rock- und Filmstars. Das letzte Mal war ich nur für eine Nacht hier und habe nicht viel von der Insel gesehen. Deshalb hatte ich gehofft, dass wir diesmal ein wenig mit der Kamera durch die Wälder laufen könnten. Aber der Muringvermieter macht er derartige Pläne zunichte. „Es ist Ostern, deshalb sind 95 Prozent der Villenbesitzer über die Feiertage her und der Bereich, in dem ihr herumlaufen könnt, ist nur auf die Britannia-Bay beschränkt. Überall sonst riegelt die Security alles ab.“ Schade.

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Eigentlich war uns Mustique durch den Muringplatz sowieso zu teuer und wir wollten weitersegeln. Aber dann bekamen wir eine Email und hatten eine Aufgabe zu erfüllen. Blogleser Sven ist hier früher in den 90igern öfter mit einem Freund gewesen und erinnert sich immer noch gern an Nächte in der berühmten „Basils Bar„. Eine Holzkonstruktion auf Pfählen, die hier in die Bucht hinaus gebaut ist. Die Freunde müssen wohl einige Nächte dort verbracht haben, für ihn eine unvergessliche Zeit. Also hat er uns dort auf einen Sundowner eingeladen. Aus der Ferne, denn er befindet sich in Deutschland. Das ist der Grund, weshalb wir nun hier sind. Ich habe versprochen, ein paar Bilder zu machen, wie es dort heute aussieht.

Dabei haben wir hier einen der schönsten Orte der bisherigen Reise gefunden. Wir bleiben gleich drei Tage (ist ja eh bezahlt …) und genießen jeden Augenblick. Das Schiff liegt sicher in ruhigem, klaren Wasser, täglich gehen wir eine Weile schwimmen und Schnorcheln. Cati schwimmt jeden Morgen und jeden Abend 20-mal ums Boot. Die Leute sind unheimlich nett, es gibt einen Bäcker und einen kleinen Obst- und Gemüsestand mit frischen, relativ günstigen Produkten. Der Supermarkt (etwa 60 Quadratmeter groß) ist gut ausgerüstet. Es gibt viele amerikanische Produkte – klar, die Stars haben besondere Wünsche – teilweise sogar günstiger als auf den anderen Inseln.

Gerade liegt neben uns eine deutsche Charterboot-Flottille in der Bucht, weshalb gestern ungewohnt viele deutsche Stimmen zu hören waren. Kurz nachdem die Flottille hier eingelaufen ist, lag auch gleich ein Schlauchboot mit netten Bloglesern aus dem Ruhrgebiet an der Reling. Abends haben sie uns gleich noch zum Cocktail an Land eingeladen.

Wir haben also eine wirklich schöne, entspannte Zeit hier auf Mustique. Der beste Platz der Bucht scheint allerdings ein Geheimtipp zu sein, den uns der Muringvermieter gegeben hat. „Es gibt hier drei große Restaurants. Basils Bar, das Cotton House und das Firefly.“ Allesamt mit Gerichten, die bei 30 Euro beginnen.“ Doch dann machte er eine Pause und fügte hinzu: „Doch es gibt da noch ein lokales Restaurant, ‚the View‘. Dort gehen die Bewohner der Insel hin. Heute Abend ist Barbecue. Das Abendessen kostet etwa 5 Euro …“ Ein toller Tipp, denn „the view“ verdient seinen Namen. In den Bergen nördlich der Bucht gelegen bietet es einen fantastischen Ausblick über das Muringfeld. „Den Tipp gibt er bestimmt den Charterseglern nicht, die hier für eine Nacht liegen“, sage ich zu Cati. Und tatsächlich, am nächsten Abend erfahren wir von Charterseglern, das er ihnen nicht davon erzählt hat.

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Mustique ist wirklich eine Perle. Wir sind gern hier und genießen unsere drei Tage. Stars haben wir noch nicht gesehen oder noch nicht erkannt. Obwohl gestern jemand erzählte, dass er Mick Jagger vor der Bar auf und ab laufen sehen hat. War ihm wohl aber zu voll dort. „Basils Bar“ wurde übrigens seinem Ruf gerecht: Gestern Abend waren wir dort, um den von Sven bestellten Cocktail zu trinken. Sonntagabend ist dort immer Jazz-Night. Was für ein fantastisches Flair: Der warme Passatwind weht durch die offene Bretterkonstruktion, melodische Klänge schallen durch die Bucht. Dazu ein leckerer „Rum Runner“. Ein Erlebnis, an dem wir ohne Blogleser Sven vorbeigesegelt wären. Danke für den Tipp!

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Das hat uns eben auf folgende Idee gebracht: Wenn wir in irgendeine Gegend kommen, in der ihr schonmal wart und mit der ihr schöne Erinnerungen verbindet – schreibt uns davon! Wart ihr in einem kleinen Lokal, das keiner kennt und in dem karibischtypisches Essen gekocht wird? Habt ihr einen besonders schönen Strand gefunden? Oder jemand besonderes kennengelernt, der hier wohnt?

Sofern wir es mit der Routenplanung verbinden können, machen wir gern einen Abstecher und schauen uns um, machen Fotos. Wir nennen das „Erleben fremder Erinnerungen“. Und wir sind gespannt, wohin ihr uns führen werdet! 🙂

Johannes