Es weihnachtet sehr …

Liebe Leser,

das Jahr geht zu Ende und wieder einmal steht Weihnachten vor der Tür. Für uns ist es das erste Weihnachten seit 2014, das wir außerhalb der Tropen verbringen. Außerdem: Das erste Weihnachten zu dritt. 

Ein langes, erlebnisreiches Jahr liegt hinter uns und gut 10.000 Seemeilen im Kielwasser. Davon 5.400 Seemeilen von Nassau in den Bahamas über die Bermudas, Azoren und Schottland bis nach Hamburg. Sogar 2.200 sehr spannende Seemeilen einhand, mit einem eigentlich dafür nicht geeigneten Schiff. Kurz nach meiner Ankunft in Deutschland ist dann unser Sohn Theo geboren, der uns jeden Tag große Freude bereitet. Ein perfektes Timing. Und überhaupt: Ein gutes, abenteuerliches und rundum wunderbares Jahr. 

Rückreise über den Nordatlantik.

Mittlerweile liegt „Maverick XL“ seit drei Monaten im Hamburger City-Sporthafen, hat zwei 4-Kw-Eberspächer-Heizungen bekommen und sich von einem Charterboot zum Hausboot gewandelt. Wir haben keine Gäste mehr an Bord, aber trotzdem ist das Boot immer rappelvoll. Mit Babysachen!

Es ist Wahnsinn, was so ein Baby für einen Raum einnimmt. An Bord meine ich eigentlich – aber auch in unserem Leben und in unseren Herzen. Große Segelpläne sind in weite Ferne gerückt. Im Moment gibt es für mich nichts schöneres, als von der Arbeit nach Hause zu kommen und mit Theo zu erzählen. „Schäkerstunde“ heißt unsere Zeit abends. Jedesmal freut er sich, gluckst und jauchzt vor Freude, wenn ich die Schiebetür aufschiebe. Dann liegt er auf meinen Beinen und erzählt mir, wie sein Tag war. In Babysprache natürlich. Aber ich tue so, als ob ich ihn verstehe, stelle Rückfragen, lache über seine Witze. Echte Qualitytime. Herrlich. Und unersetzlich. Wenn Theo mal schlecht gelaunt ist, weil er wächst, dann beruhigt es ihn ungemein, wenn ich mich mit ihm an die Schiebetür stelle und ihm die Elbphilharmonie zeige, die hell erleuchtet direkt hinter uns steht. Seine strahlenden, neugierigen Augen lassen uns schon jetzt erahnen, dass Theo genauso gespannt ist, die Welt zu erkunden, wie ich es damals war. Ein Abenteurer. Durch und durch.

„Schäkerstunde“ mit einem fröhlichen Theo.

Seit dem ersten Oktober bin ich wieder Büroarbeiter. Meine Arbeitsstelle ist mir wohlbekannt: Viele Jahre bin ich als YACHT-Redakteur von meiner alten Wohnung in Oberndorf an der Oste jeden Morgen 1,5 bis 2 Stunden in die ABC-Straße in Hamburg gependelt. Jetzt ist mein Fußweg nur etwa 12 Minuten lang. Vom Hafen vorbei am Michel, über den Großneumarkt zum Springer-Platz. Direkt daneben ist unsere Redaktion. Der neue Job als Redakteur für BOOTE ist echt klasse. „Ist es nicht komisch nach den vielen Reisen unter Segeln nun über Motorboote zu schreiben“, haben mich zwar die alten Kollegen von der YACHT in der ersten Woche alle nacheinander gefragt, woraufhin ich immer geantwortet habe: „Ach was. Wir sind eh die meiste Zeit motort.“ 🙂 Stimmt natürlich nicht. Aber was stimmt: Nein, es ist absolut nicht merkwürdig. Im Gegenteil. Ich bin froh, mal etwas anderes zu machen, aber doch themenverwandt zu bleiben.

Nach all den Jahren im Panorama-Ressort (Menschen und Reviere) bin ich bei BOOTE nun im Test&Technik-Ressort, schreibe also über technische Themen und teste Ausrüstung und Boote. Oft ist es hier nun meine Aufgabe, komplizierte Zusammenhänge (erstmal selbst zu begreifen und dann) so zu erklären, dass sie jeder Leser einfach versteht und mit einem „Jetzt-hab-ichs-endlich-mal-verstanden-Gefühl“ das Heft zuzuklappen. In den letzten Heften habe ich beispielsweise über Frostschutzmittel, Luftentfeuchter und automatische Docking-Systeme geschrieben. In Heft 2/20 erkläre ich die Geschichte von foilenden Motorbooten. Ein spannender Job. Und es ist wirklich toll, mal wieder kreativ zu arbeiten und sich journalistisch weiterzuentwickeln.

Theo besucht seinen Papa in der Redaktion.

Ob es komisch ist, nun wieder fest in Deutschland zu sein, wurde ich in den letzten Monaten auch oft gefragt. Na klar, ein wenig schon. Wir waren zwar in den letzten Jahren immer wieder mal während der Hurrikansaison in Deutschland, haben 2018 sogar beide Aushilfsjobs in der YACHT-Redaktion gehabt … Aber gefühlt waren wir immer noch „unterwegs“, hatten ein Schiff, zu dem wir in absehbarer Zeit zurückkehren wollten. Und nun liegt das Schiff hier, in Hamburg. Unser Stromkabel ist sogar an den Kasten angeschlossen. Wir können nicht mehr weg.

Und rückblickend sind wir wirklich glücklich, in unser Kielwasser zu schauen: Fünf Jahre. Eine gute Zeit. Vom Inhalt her wie auch von der Zeitspanne. Fünf Jahre. Nicht zu kurz, nicht zu lang. Und gut 35.000 gesegelte Seemeilen mit zwei Booten. Drei Atlantiküberquerungen. 19 Golfstromüberquerungen. Sechsmal fast die gesamte US-Ostküste bis hinauf in die Chesapeake Bay. Keine Unfälle. Keine größeren Schäden (bis auf ein Auflaufen auf ein nicht kartografierten Felsen …). Viele Gäste, die als Fremde an Bord kamen und als Freunde gingen. Mit vielen haben wir heute noch Kontakt. Und eine wunderwunderwunderbare Rücktour über Schottland. Endlich unter Segeln auf dem Loch Ness. Ein Punkt weniger auf meiner Bucketlist. 

„Maverick XL“ auf dem Loch Oich …

… und dem Loch Ness in Schottland.

In Hamburg wurden wir überall freundlich empfangen. Manches Mal habe ich mich sogar erschrocken, als mich morgens auf dem Weg zur Arbeit jemand von der Seite ansprach: „Hey, du bist doch Johannes. Ich habe euern Blog verfolgt. Schön, dass ihr wieder hier seid.“

Wir haben das Leben unterwegs zwar wirklich genossen. Hatten wenig Sehnsucht nach der Heimat. Aber gelegentlich nach Freunden und der Familie. Vor allem Cati. Und immer wieder, vor allem in der Vorweihnachtszeit: Die Sehnsucht nach Jahreszeiten und Weihnachtsmärkten. Obwohl wir jetzt, nach drei Monaten in Hamburg, realisieren müssen: Die Vorstellung von der Vorweihnachtszeit sah in den Bahamas in unseren Köpfen ein wenig romantischer aus, als die Realität. Es ist gut in Hamburg im Winter vernünftiges Ölzeug zu besitzen 😉 

Dennoch: Wir freuen uns hier zu sein und Theo ein wenig von unserer Heimat zeigen zu können. Im Frühjahr haben wir ein paar kleinere Reisen durch Deutschland geplant, weil wir von einigen Segelvereinen und Veranstaltungshäusern eingeladen wurden, unsere Geschichte zu erzählen. Unter Vorträge 2020 habe ich ein paar aktuelle Daten eingestellt. Aber meldet euch gern, wenn ihr uns ebenfalls einladen wollt. Wäre schön, wenn sich (vor allem längere Reisen in den Süden) mit zwei oder drei Vorträgen hintereinander verbinden ließen. Ein neues Buch ist übrigens auch in Arbeit!

Seglerisch geplant ist für kommenden Sommer erstmal ein Trailerboot-Törn in Deutschland. Denn wir lieben Kontraste. Ich glaube am besten kann Wilfried Erdmann das verstehen, der nach 343 Tagen nonstop auf See im Folgesommer einen Jollentörn durch Mecklenburg gemacht hat. Auch uns reizt die Vorstellung von Süßwasser, geschützten Ankerplätzen im Schilf und dem „Wasserwandern“. Aber nur für einen Sommer. Dann werden wir bestimmt wieder Lust auf Salzwasser bekommen. Obwohl wir rund um den Nordatlantik nun wirklich eine Menge Orte kennen, haben wir realisiert, das uns die Ostsee noch völlig unbekannt ist. Und dabei ist die Ostsee so ein tolles Revier. Nicht nur für den Anfänger, sondern auch für den Rückkehrer. Das realisiere ich jetzt erst. Manchmal habe ich das Gefühl, dass manche Leute (so wie ich) erst weit weg gewesen sein müssen, um so etwas zu verstehen. Ein bengalischer Dichter schrieb mal:

Über viele Jahre
und unter großen Kosten
reiste ich durch zahlreiche Länder,
sah die hohen Berge,
die Ozeane.
Nur was ich nicht sah,
war der funkelnde Tautropfen
im Gras gleich vor meiner Tür.

Und ich finde, er hat Recht. 2020 wird für uns deshalb ein „Jahr der Heimat“.

Wir freuen uns, wenn ihr trotzdem weiterhin ab und zu auf dieser Website vorbeischaut, denn wir haben noch so einige Ideen und werden weiter berichten. Demnächst auch davon, wie es sich mit Baby auf einem Boot im Hamburger Hafen wohnt.

Die Domain zu-dritt-auf-see.de hatte leider schon jemand reserviert und wir haben lange überlegt, wie wir die Seite nennen, jetzt wo wir mehr als zwei Personen sind. Da kamen wir darauf, das Crews oft nach ihrem Bootsnamen benannt werden, beispielsweise die „Heimkehrs“, die „Majas“, … Wir waren immer die „Mavericks“. Deshalb haben wir die Website nun umgenannt in www.the-mavericks.de, denn der Name bleibt natürlich auf späteren Booten erhalten. 

Dann bleibt uns nun nur noch euch ein gesegnetes Weihnachtsfest zu wünschen, ein paar schöne und besinnliche Feiertage danach und natürlich einen guten Rutsch ins neue Jahr 2020! Ein Jahr, das glaube ich ziemlich spannend werden wird. Wir wissen noch überhaupt nicht, was alles passieren wird. Den Jahreswechsel verbringen wir auf dem Boot an den Landungsbrücken und haben für Theo schon ein paar Micky-Maus-Ohren bereitgelegt … 😉 

Frohe Weihnachten und bis bald!

Johannes, Cati und Theo

Die tollen Bilder von uns an Bord kommen von der fantastischen Denise Jambor Photography.