Liegegebühren

LiegekostenLiebe Leser,

in der Rubrik „Was kostets?“ schlüsseln wir die monatlichen Ausgaben unserer Reise auf. Wir hoffen damit anderen Seglern, die auf große Fahrt gehen wollen, eine realistische Einschätzungsgrundlage geben zu können. Außerdem hilft die Auflistung natürlich auch uns selbst einen Überblick über die Finanzen zu gewinnen und das Budget besser kontrollieren zu können – so weit das auf so einer Reise überhaupt möglich ist.

Nach einem Jahr des Unterwegsseins wollen wir nun einen tieferen Blick in die einzelnen Kategorien wagen. Die Ergebnisse unterliegen vor allem den bereisten Revieren.

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Unter dem Stichwort Liegegebühren führen wir sämtliche Gebühren für Marinas auf, die wir entrichten mussten. Darunter fallen genauso Kosten für das Ankern in einem Nationalpark oder die Benutzung einer Muringtonne. Wie in den anderen Kategorien auch gibt es hier erhebliche Schwankungen:

Im November 2015 haben wir beispielsweise in den USA nur 66,75 Euro bezahlt, im Dezember 2014 in Portugal hingegen 633,36 Euro für Liegeplätze ausgegeben. Interessant daran ist vor allem, dass sich hinter beiden Summen jeweils ganze Monate in Marinas verstecken, in den USA stand die „Maverick“ sogar an Land. Wer daraus aber schließt, dass die USA offensichtlich ein günstigeres Revier sind, liegt leider falsch. Tatsächlich haben wir ausgerechnet im portugiesischen Viana do Castelo den geringsten Übernachtungspreis bezahlen müssen: 9,00 Euro inklusive Strom.

Unser erster Halt war im September 2014 bei der Seglervereinigung Cuxhaven. Damals ärgerte ich mich tierisch über die damals verlangten 18,00 Euro/Nacht und die zusätzlichen Mehrkosten für die Sanitätsräume oder die Waschmaschine. Heute ist das eine schöne Anekdote, denn auch die Übernachtung in Cuxhaven zählt mittlerweile zu einer der günstigsten auf unserer Reise.

Die Preise werden in Cuxhaven nach der Länge des Bootes berechnet. Wie es in Deutschland so üblich ist, gibt es dabei verschiedene Kategorien. Unsere Preisstufe wurde meistens bei 12 Metern Schiffslänge eingegrenzt und wir hatten eigentlich immer Glück, dass wir längenmäßig zu einer recht günstigen Klasse gezählt haben. Nach diesem System kann es passieren, dass ein nur wenige Zentimeter längeres Boot schon in die höhere Preisklasse fällt. Aktuell beträgt der Unterschied bei der Seglervereinigung Cuxhaven von unserer Kategorie zur höheren 5 Euro/Tag. In der Marina Quinta do Lorde auf Madeira mussten unsere Freunde von der „Lilly-Marie“ über 150 Euro/Monat mehr bezahlen als wir, obwohl unser Schiff nur zwei Fuß (0,60 Meter) kürzer ist.

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In Amerika und auf den Bahamas werden die Liegeplatzpreise ebenfalls nach der Länge berechnet, allerdings gibt es hier einen bestimmten Preis/Fuß. Ein Fuß sind etwa 30,5 Zentimeter, die Preisunterschiede von einem Fuß zum nächsten erscheinen passabel – wenn der Fuß wie in der Old Port Cove Marina im amerikanischen North Palm Beach „nur“ 2,00 Dollar kostet (für unsere Contest 33 also 66,00 Dollar + Steuern/Nacht) und nicht 4,50 Dollar wie in der Lyford Cay Marina auf New Providence in den Bahamas, in die wir im Juni 2015 eingeladen wurden. Eine Nacht: 148,50 Dollar!

Fast schon abenteuerlich wurde es auf den Britischen Jungferninseln. Dort lassen sich nur wenige kostenlose Ankerplätze finden, an denen auch übernachtet werden darf. Viele Ankermöglichkeiten befinden sich außerdem in Nationalparks, in denen man eine Gebühr für das Ankern entrichtet oder eine Muringtonne nehmen muss. Blöd nur, dass die Preise für Muringtonnen (20,00 Dollar/Nacht) für unsere kleine „Maverick“ genau dieselben sind wir für den 50-Fuß-Katamaran an der Muringtonne neben uns.

Von den 2095,49 Euro, die wir im ersten Jahr unserer Reise monatlich im Durchschnitt ausgegeben haben, fallen 278,43 Euro auf Kosten für die Liegeplätze. Das sind etwas mehr als 13 % und ein Wert, der recht zufriedenstellend ist. Schließlich haben wir zusammen vor einigen Jahren noch das Dreieinhalbfache für Miete (Studenten-WG und Einzimmer-Wohnung) aufbringen müssen. Wir versuchen ziemlich ehrgeizig, den Wert so gering wie möglich zu halten. In kaum einer anderen Kategorie ist es einfacher zu sparen, wenn man sich in Gebieten befindet, die das Ankern ermöglichen oder so viele Marinas hat, bei denen Preise verglichen werden können. Zu gerne würden wir diese Kategorie einmal auf 0,00 Euro bringen. Fast hätten wir das im Juli 2015 geschafft, als wir vier Wochen in North Palm Beach auf Ersatzteile für unseren alten Motor gewartet haben. Um unsere Wäsche zu waschen, Wassertanks zu füllen, Batterie zu laden und Vorräte besser aufstocken zu können, mussten wir in diesem Monat doch insgesamt zwei Nächte in einer Marina verbringen. Außerdem haben wir das erste Mal seit zwei Monaten duschen können. Dafür hätten wir fast Millionen bezahlt 😉 Für die zwei Nächte wurden damals in Florida 162,86 Euro aufgerufen.

Neben den reinen Übernachtungskosten werden außerhalb Europas häufig auch Pauschalen für Wasser und Strom erhoben. Etwas, das auf den Preis/Fuß natürlich noch oben drauf kommt. Insbesondere auf den Bahamas wird das Wasser  gallonengenau abgerechnet und ist auch nicht gerade günstig. Auf Great Harbour Cay kostet es beispielsweise 0,50 Dollarcent pro Gallone (3,86 Liter). Das liegt vor allen Dingen daran, dass es auf vielen Inseln keine Trinkquelle gibt und das Süßwasser aufwändig im Osmoseverfahren aus Seewasser gewonnen wird.

Ohnehin ist die Frage, ob der Marinapreis (oder die Gebühr für das Ankern) für die angebotenen Leistungen auch angemessen ist. Obwohl 162,86 Euro für zwei Übernachtungen eine große Stange Geld ist (insbesondere, wenn man es an unseren durchschnittlichen Ausgaben misst), haben sie sich dort in Florida viel Mühe gegeben, den Preis zu rechtfertigen. Die Duschräume waren sehr gepflegt, sauber und natürlich kostenlos. Man schenkte uns eine Weinflasche im Wert von 10,00 Dollar. Außerdem gab es Kaffee und sämtliche Softdrinks zu jeder Tageszeit umsonst. Den Marinagästen stand außerdem ein Fitnessraum kostenlos zur Verfügung, es gab einen Pizzabringdienst und ein Restaurant auf dem Gelände. Mit 1,50 Dollar war eine Ladung Wäsche sehr günstig verglichen mit 8,00 Euro, die in Quinta do Lorde auf Madeira verlangt wurden. Und selbstredend, dass das Internet fantastisch lief. Negativ ist die Marina im französischen Camaret-sur-Mer in Erinnerung geblieben. Sie zählt für uns zu der schlimmsten  der gesamten Reise. Zwar haben wir „nur“ 18,00 Euro am Tag bezahlen müssen, dafür blieben wir zunächst ohne Strom und deshalb ohne Heizung, weil das Marinabüro über das Wochenende in den Wintermonaten nicht besetzt war. Das Internetpasswort gab es ebenfalls erst am dritten Tag von einem Mitarbeiter. Das KO-Kriterium waren die wirklich schlimmen Sanitäranlagen, ebenfalls nur mit einem Code von einem Mitarbeiter zugänglich. Mit Ausnahme einer stinkigen Pinkelecke, die wie eine Bahnhofsunterführung roch … Auf einem Hinweisschild war auf französisch zu lesen, dass man erst am Waschbecken testen solle, ob denn überhaupt warmes Wasser kommt. Johannes, der kein Französisch spricht, hat also 1,00 Euro in einen Automaten geworfen um die Dusche anzuschmeißen. Als das Wasser nach einer halben Minute immer noch nicht warm wurde, begriff er, dass er jetzt schnell unter die kalte Dusche springen muss, wenn er überhaupt noch sauber werden will. Auch hier ist selbstredend, dass die Dusche nicht zwingend warm wurde, nur weil das Wasser im Waschbecken gegenüber warm wurde, wie auf dem Zettel beschrieben. Wir hoffen sehr, dass wir nur einen wirklich blöden Zeitpunkt erwischt und unsere Freunde Birte und Nico, die mit ihrer Albin Ballad „TamTam“ gerade in Camaret-sur-Mer überwintern, bessere Bedingungen haben, als wir damals.

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Manchmal hat man aber auch einfach nur Glück: Als wahre Glückstreffer haben sich Lamb’s Marina in Camden, North Carolina und die Rivertime Marina in Deltaville, Virginia erwiesen. In diesen Breiten sind die Liegeplätze ohnehin weitaus günstiger als beispielsweise in Florida im Süden oder New York im Norden. Dennoch muss man gerade in der Gegend um die Chesapeake Bay, in der die Marinebranche einen wichtigen Teil in der lokalen Wirtschaft spielt, etwas nach günstigen Alternativen suchen. Aufgrund der jeweils wirklich, wirklich geringen Preise (in der Rivertime Marina haben wir für den Liegeplatz an Land inklusive Strom, Wasser und Internet besagte 66,75 Euro/Monat bezahlt), hatten wir eigentlich nicht so hohe Erwartungen – und wurden überrascht. Die Toiletten mögen nicht die tollsten und saubersten der Reise gewesen sein, aber die Hingabe der Betreiber und ihr Knowhow hat das um Längen kompensiert.

Es lohnt sich übrigens Mitglied in verschiedenen Organisationen zu sein. Während es in Europa hin und wieder Vergünstigungen für TO– oder ADAC-Mitglieder gibt (z.B. in Oeiras vor den Toren Lissabons), gibt es in den USA oftmals Rabatte für Mitglieder bei Boat-US. Auf den Bahamas ist es manchmal von Vorteil bei Active Captain angemeldet zu sein, ein tolles Internetportal, in dem Segler unter anderem die verschiedenen Marinas bewerten. In der Great Harbour Cay Marina gibt es für Mitglieder beispielsweise einen Sack Eis umsonst, in anderen Häfen oft Rabatte.

Grob vereinfacht sind die Liegegebühren in Europa ganz klar günstiger. In den von uns besuchten Marinas haben wir mit 33 Fuß zwischen 9,00 Euro/Nacht in Portugal und 40,00 Euro/Nacht in England bezahlt. In der Karibik bewegt sich ein Marinabesuch zwischen 19 Euro (pro Nacht, bei mindestens einer Woche, Le Phare Bleu auf Grenada, sonst 26 Euro/Nacht) und 65,00 Euro (BVIs). Muringtonnen kosten meist 25 bis 30 Dollar pro Nacht.

Amerika als großen Kontinent zu verallgemeinern wäre falsch. Dennoch ist es in den USA teurer als in den von uns bereisten europäischen Ländern (ja, auch in Europa sind natürlich nicht alle Länder günstig). Durchschnittlich müssen wir hier mit 50,00 – 70,00 Dollar/Nacht rechnen.

Am schönsten ist es immer noch zu ankern, was wir die meiste Zeit auch (wenn möglich) gemacht haben. Kostenlos. Selbstbestimmt. Selbstversorgt. Manchmal lässt sich ein Marinabesuch aber nicht vermeiden, sei es aus Wettergründen, Wassermangel, weil nur in einer Marina einklariert werden kann oder wegen nötiger Reparaturen. Und manchmal ist es auch einfach schön keine Angst haben zu müssen, auf Legerwall zu geraten. Mit 13% unseres Monatsbudgets sind wir auf einem guten Weg.

(Cati)

Demnächst: Was kostets? – Nahrungsmittel